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Der faule Eier Gestank: Schwefelwasserstoff

Atomuhrzeit

Sieben Polen sterben in einer Jauchegrube

Veröffentlicht am 18.07.2014

Dietrich Schröder 18.07.2014 19:21 Uhr

Zagan (Sagan) (MOZ) In einem polnischen Dorf unweit der Grenze zu Brandenburg sind sieben Menschen in einer Jauchegrube zu Tode gekommen. Bei dem Versuch, einen Landwirt zu retten, der als erster in die Grube gestürzt war, starben drei seiner Angehörigen sowie weitere Personen.

Karczówka ist ein kleines Dorf mit 150 Einwohnern, von denen jeder jeden kennt. Aus der nahen Kreisstadt Zagen im Süden der Wojewodschaft Lebuser führt nur eine schmale Asphaltstraße hierher. Die deutsche Grenzstadt Forst liegt etwa 60 Kilometer entfernt.

Am Donnerstagvormittag hat sich in der Gemeinde eine Tragödie abgespielt. Ein Landwirt hatte seit dem frühen Morgen Gülle auf einem Teil der 100 Hektar Land ausgefahren, die er mit seinen Söhnen betreibt. Die Jauche, die wiederum von 300 Schweinen stammt, die die Familie züchtet, befand sich in einer zehn mal fünf Meter breiten und drei Meter tiefen Grube.

Was sich dann gegen 10 Uhr zutrug, rekonstruiert Zbigniew Fafera, Sprecher der Staatsanwalt in Zielona Góra, gegenüber Medienvertretern wie folgt: "Der Landwirt hat die Abdeckung der Grube geöffnet, wahrscheinlich weil die Pumpe für die Jauche verstopft war." Aus der Grube seien ihm Schwefelwasserstoff und andere giftige Gase entgegen geströmt, die sich wegen der Hitze besonders intensiv entwickelt hatten. "Bei solch einer Konzentration reichen zwei Atemzüge, um das Bewusstsein zu verlieren", fährt Fafera fort. Der Bauer stürzte in die Grube, konnte dabei aber noch um Hilfe rufen.

Das folgende Geschehen gleicht einem Dominoeffekt: Die beiden Söhne, die in der Nähe gearbeitet hatten, versuchten ihrem Vater zu helfen. Auch die Ehefrau des Bauern, eine seiner Schwiegertöchter, zwei Mitarbeiter des Landwirts sowie ein 17-jähriger junger Mann eilten herbei. Sie alle atmeten das giftige Gas ein und stürzten ebenfalls in die Jauche.

Weitere Augenzeugen hatten inzwischen die Feuerwehr alarmiert. Die Helfer - insgesamt trafen mehr als 60 Personen aus sechs Ortschaften ein - konnten jedoch nur noch die 45-jährige Ehefrau lebend bergen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht und musste dort von den Ärzten zunächst ins künstliche Koma versetzt werden. Wegen des giftigen Gases hatten die Einsatzkräfte Atemschutzmasken angelegt. Trotzdem vergifteten sich auch zwei Rettungsmediziner und ein Feuerwehrmann leicht und kamen ebenfalls in die Klinik.

Der gesamte Ort steht unter Schock. Nachbarn berichten, dass der verunglückte Bauer seinen Hof aus dem Bestand eines staatlichen Betriebes herausgekauft habe, der Anfang der 1990er-Jahre pleite gegangen war. Marek Lawrecki, Kommendeur der Feuerwehr des Kreises, erklärt, dass er solch eine Tragödie in seiner 30-jährigen Dienstzeit noch nicht erlebt habe. Die gesamte Jauchegrube wurde noch am Donnerstag abgepumpt, um eventuell weitere Opfer zu bergen.

Der Wojewode (Regierungsbevollmächtigte) Jerzy Ostrouch aus Gorzów erklärte, dass den Angehörigen der Toten geholfen werde. Zwei Enkeltöchter des Bauern im Alter von sieben und neun Jahren haben durch das Unglück ihre Eltern verloren, der zweite verstorbene Sohn hinterlässt seine Ehefrau und drei kleine Kinder.

Auch die Nachbarn boten den Hinterbliebenen ihre Hilfe an. Am Freitag wurden die ersten Schweine verkauft. Der Gottesdienst am Sonntagvormittag soll im Zeichen der Verstorbenen stehen. "Das werden ganz schwere Momente für uns", ahnt eine Dorfbewohnerin voraus, "denn eine gesamte Reihe, in der die Familie bisher saß, wird leer bleiben".

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